Sie kennen vielleicht nicht den Firmennamen Bodeta. Aber sie kennen garantiert die kleinen grünen Bonbons, die so herrlich nach Eukalyptus riechen. Es ist die bittere Pleite eines Süßwaren-Herstellers!
Mit einem Sortiment von Menthol- bis Karamellbonbons war die Firma seit 1892 treuer Partner von Omas und Opas in ganz Deutschland, die die Bonbons an kalten Wintertagen aus der Jackentasche zauberten – bis sie nach 130-jährigem Bestehen von Strom- und Rohstoffkosten in den Ruin getrieben wurden.
Sie waren die stetigen Begleiter in unserer Kindheit, doch das haben wir nie so ganz wahrgenommen, bis sie uns nun genommen wurden: die Bonbons von Bodeta. Da waren die Euka-Menthol-Bonbons in grünem Papier mit den schwarzen Streifen, von denen im Winter die Spucke immer so kalt wurde. Oder die kleinen rosaroten Himbeerbonbons, die einem zwar immer den Gaumen aufgeratscht haben, doch das allemal wert waren. Und dann noch die Sahnebonbons in goldener Folie, mit der der kleinen weinroten Kuh drauf.
Unsere Kindheit im Folienpapier
Bodeta hat die Süßigkeiten verkauft, die man nie selbst gekauft hat, man wüsste gar nicht wo. Aber trotzdem waren sie immer da. Opa hatte immer Mentholbonbons in der Hosentasche, als Heilmittel gegen alles – Halskratzen, Übelkeit, Kopfschmerzen, komischer Geschmack im Mund oder aufgeratschtes Knie. Oma zauberte dagegen immer die Himbeerbonbons hervor. Selbst wenn die Eltern Süßkram verboten haben, schmuggelte sie doch immer einen der klebrig-leckeren Himbeerbonbons in der Handtasche mit.
Wir haben die Bonbons immer mehr als Phänomen erlebt und fast vergessen, dass es sich dabei um Produkte handelt. Und wir haben nie so wirklich realisiert, dass dahinter nicht die magische Westentasche von Opa steht, sondern eine Firma, Bodeta Süßwaren GmbH. Hier fand die wahre Magie statt, mitten in Sachsen-Anhalt in der Kleinstadt Oschersleben. Seit jeher kamen hier die Süßigkeiten, die Kinderherzen höher schlagen ließen, aus dem historischen Firmengelände mit gelben Klinkersteinen.
Firma überlebte Weltkriege und DDR – aber nicht die Ampel
Die Firma fing 1892 in der Vorkriegszeit mit Pralinen an, überlebte zwei Weltkrieg, bis sie 1945 zwangsenteignet wurde und zunächst Nudeln produzieren musste. Doch der Süßwarenhersteller fand zum alten Markenkern zurück, polte auf Bonbons um lag damit goldfolienrichtig. In Deutschland ist die Firma mittlerweile zum „produzierenden Kulturdenkmal“ ernannt. Nicht nur Kindheitserinnerungen wurden hier in Zucker gegossen – sondern auch der Lebensunterhalt von 120 Mitarbeitern. Bodeta Fruchtbonbons GmbH stellte einen der wichtigsten Arbeitgeber vor Ort dar.
Doch nun geht ein 130 Jahre alter Zeitzeuge, der die dunkelsten Zeiten der jüngeren deutschen Geschichte mit kleinen Portionen Glück überstanden hat, an der Ampel-Regierung zugrunde. Energie, Rohstoffe und Personal sind einfach zu teuer geworden, so der Sprecher der Firma. Der Preis von Zucker hat sich verdoppelt, der Strompreis ist explodiert, Verpackungsmaterial ist zu teuer geworden, die Anhebung des Mindestlohn kommt ab Oktober noch oben drauf. Eine Firma, die selbst die Trümmerjahre und den Sozialismus durchgestanden hat, ist den direkten Entscheidungen unserer heutigen Regierung erlegen.